Bernd, weißt du noch - damals, als du mit deinem Pokemonfachwissen den ganzen Schulhof um dich versammeln konntest? Als selbst die Mullen an deinen Ohren hingen, weil einfach jeder, ob männlich oder weiblich, dieses Spiel gespielt hat?
Wie du von einigen Leuten mit "Champ" angesprochen wurdest und jede Pause gegen ausgewählte Gegner spielen konntest, und gegen Leute, die du sympathisch fandest und mit denen du befreundet sein wolltest, absichtlich - aber nie zu offensichtlich! - verloren hast?
Wie du als einer der ersten die goldene Edition gespielt hast und, als du rausgefunden hast, dass du in die alte Spielwelt zurück kannst, fast ausgeflippt bist und dir erst keiner glauben wollte - dich dann aber alle noch ehrfürchtiger behandelten?
Wie du dem Mädchen, das du geliebt hast, dein Lieblingspokemon, das du stundenlang hochgezüchtet und mit den perfekten Attacken ausgestattet hast, für ein Rattfratz auf Level 3 vertauscht hast - als Beweis für deine Liebe? Und wie sie diese Liebe - diese naive, kindliche, noch nicht mit Sex verbundene Liebe - tatsächlich erwidert hast und all die anderen Jungen dich beneidet haben?
Und nun sitzt du da, in deinem einsamen metaphorischen Kellerloch; keine Freunde, Mullen erst recht nicht, kein Erfolg - die Erinnerung getrübt durch dein Versagen und die Erkenntnis, dass dein gesamter Erfolg sich innerhalb einer cleveren Marketingaktion eines Weltkonzerns abgespielt hat, eines Konzerns, der einen Fick auf dich und deine Emotionen und Erinnerungen gibt.
Vielleicht verdrängst du diese Gewissheit, und versuchst dich erneut an deiner verstaubten roten Edition, die da natürlich nie weggeschmissen hast. Aber selbst, wenn es dir Spaß macht: Du bist kein Teil dieser Welt mehr, und es gibt keinen Weg zurück.