>>13514
>Bernd kann sich nicht vorstellen, wie man 47-49 Jahre seines Lebens jede Woche 40h arbeiten soll ohne davon komplett kaputt zu sein im Kopf.
Bernd denkt man gewöhnt sich an Vieles. Früher hat man 6 Tage die Woche 10 Stunden lang geschuftet, und es war normal. Im Studium hat Bernd maximal 2-3 Tage die Woche was gemacht, und subjektiv fühlte er sich überfordert. Wenn Bernd eine Stunde die Woche arbeiten müsste, würde er sich wahrscheinlich 6 Tage lang vor dieser einen Stunde fürchten.
>Da bleiben einem 1-2h um bisschen Glotze zu schauen weil man Mental eh am Sack ist
Die schlimmste Zeit, die Bernd mal hatte, war als er jeden Tag um 20 vor 6 aufstehen und zur Weide fahren musste, und frühestens um 20 vor 8 abends wieder zuhause war, oft auch erst 20 vor 9. Da macht man echt nichts mehr außer arbeiten, essen und schlafen.
>Und das, Jeden, verfickten, Werktag. Bis man mit 67 entweder Senil im Heim landet oder Tot umfällt.
Was Bernd mehr Sorgen macht: Wenn er viel mehr Freizeit hätte, würde er die "sinnvoll" nutzen? Was ist überhaupt eine sinnvolle Nutzung? Die Phasen mit der meisten Freizeit waren nicht unbedingt die glücklichsten in Bernds Leben. Man sagt, dass Todesursache Nummer 1 die Rente ist, weil die Menschen sich nicht mehr gebraucht fühlen. Bernd kennt außerdem Geschichten von Frühpensionären, die nach dem Austritt aus dem Arbeitsleben mental schnell abgebaut haben. Was für ein Hohn wäre es, wenn sich rausstellt, dass man ohne den extern auferlegten Zwang zur Lohnarbeit unglücklicher wäre als mit. Und was bedeutet es für eine Zukunft, in welcher die Lebenserwartung immer weiter steigt, aber die Wochenarbeitszeit immer weiter sinkt? Kommen diese ganzen neumodischen psychischen Erkrankungen möglicherweise daher, dass die Leute ohne permanente Arbeit nichts mehr mit sich anzufangen wissen?